Westphälische Sagen und Geschichten

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Buschler, 1831
 

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Popular passages

Page 118 - Was wandelst du hier?" Worauf sie antwortete, sie bewache hier einen Schatz, und der Soldat solle ihn haben, wenn er sie erlöse ; er solle morgen Nacht in derselben Stunde wiederkommen, aber allein. Darauf verschwand sie. Aber der Soldat fürchtete sich und kam in der folgenden Nacht nicht wieder. Nicht lange nachher wurde ein Schwerter Bürger auf gleiche weise von der Jungfrau angeredet. Der versprach wiederzukommen, hielt auch sein Wort, und die Jungfrau war schon da. Sic sagte zu ihm: „Fang...
Page 278 - Strafe nicht entgehen, daß er im teben so grausam und geizig gewesen war. Jedes Jahr an seinem Sterbetage muß er von des Abends an bis zum Frühmorgen mit feurigen Wagen und Pferden durch die Stadt und über alle seine ehemaligen weitläufigen Besitzungen fahren, wobei böse Geister ihn umgeben und man ihn jämmerlich ächzen und stöhnen hört. Sein Degen und seine Stiefel, die noch in...
Page 114 - Auch lehrte er ihn, sich mit diesen Worten zu kreuzigen und zu sagen: „Unerschaffen ist der Vater, unerschaffen ist der Sohn, unerschaffen ist der heilige Geist!" So Pflegte er zu sagen, die Christen gründeten ihre Religion auf Worte, die Juden auf köstliche Steine, die Heiden auf Krauter. Seine Hände, welche mager und wie ein Frosch und Maus kalt und weich im Angriff waren, ließ er zwar fühlen, Keiner aber konnte ihn sehen. Nachdem er nun drei Jahre bei Neveling ausgehalten hatte, ist er,...
Page 105 - Gesell, schaft hatte, und sich daher vornahm, heimlich davon zu gehen, und im Elende seine Sünden zu büßen, so steckte er sich in schlechte Kleidung, und wanderte, ohne Jemandem etwas zu sagen, erstlich nach Rom, ferner nach St. Jakob zu Compostell; endlich kam er nach...
Page 115 - Asche streuete, um ihn solchergestalt fallend zu machen. Allein es wurde sein Vorwitz sehr übel bezahlet, denn auf einen gewissen Morgen, als dieser Knabe das Feuer anzündete, kam Volmar, brach ihm den Hals und hieb ihn zu Stücken, da er die Brust an einen Spieß steckte und briet, etliches röstete, das Haupt aber nebst den Beinen kochte. Als der Koch...
Page 277 - Brigadier von Corvey geheißen, der war sehr reich, aber auch sehr grausam und geizig. Als er aber zum Sterben kam, verordnete er, daß er mit vielem Pompe begraben werde, und daß man viele Messen für ihn lesen lasse, damit seine Seele Erlösung bekomme. Dieses geschah auch, denn alle Straßen von seinem Hause bis zur alten...
Page 121 - Aber da wurde das Tier wütig und sträubte seine Haare empor und machte sich größer, und wuchs so schnell in die Höhe, daß es beinahe in demselben Augenblicke seine Vordcrfüße oben auf die Scheunentür legte. Und als nun alle voll Angst davonliefen und auf eine...
Page 60 - Herz lachte dem Schneider im Leibe. Er konnte nicht mehr widerstehen, rasch griff er mit der rechten Hand in die Schüssel, aber mit einem lauten, furchtbaren Schrey zog er sie wieder zurück, denn von den drey vordersten Fingern seiner rechten Hand war nichts mehr da, sie waren bis auf den Grund abgebrannt. Er heulte entsetzlich und schrie und fluchte und sprang umher, wie besessen. Darüber erhob sich ein unbändiges Gelächter in dem ganzen, weiten Gewölbe; Alles sprang auf von seinen Sitzen...
Page 53 - Furcht mich hier dem Erstaunen, das sich des Meisters Pankratz bemächtigte. Er befand sich im Innern des hohen, weiten Lutterberges, in einem einzigen, großen, ungeheueren, unermeßlichen Saale, der von Einem Ende des Ber» gej zum Andern, von der Einen Seite zur Andern, und bis oben an die Spitze hinan zu reichen schien.
Page 60 - Schneider heulen und springen zu sehen, und lachte, was es nur lachen konnte. Selbst der Bischof Wilhelm und seine Domherrn vergnügten sich an den Grimassen des verbrannten Männleins. Doch nicht lange dauerte dieß; denn auf einmal wurde die allgemeine Aufmerksamkeit auf ein gewaltiges Geräusch gerichtet, das sich draußen vor dem Berge erhob.

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