Novalis schriften: Kritische neuausgabe auf grund des handschriftlichen nachlasses, Part 1

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G. Reimer, 1901
 

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Page 355 - Ich sehe dich in tausend Bildern, Maria, lieblich ausgedrückt, Doch keins von allen kann dich schildern, Wie meine Seele dich erblickt. Ich weiß nur, daß der Welt Getümmel Seitdem mir wie ein Traum verweht Und ein unnennbar süßer Himmel Mir ewig im Gemüte steht.
Page 7 - Becken sammelten; der Strahl glänzte wie entzündetes Gold; nicht das mindeste Geräusch war zu hören, eine heilige Stille umgab das herrliche Schauspiel. Er näherte sich dem Becken, das mit unendlichen Farben wogte und zitterte. Die Wände der Höhle waren mit dieser Flüssigkeit überzogen, die nicht heiß, sondern kühl war, und an den Wänden nur ein mattes, bläuliches Licht von sich warf.
Page 343 - Wenn ich ihn nur habe, Wenn er Mein nur ist, Wenn mein Herz bis hin zum Grabe Seine Treue nie vergißt: Weiß ich nichts von Leide, Fühle nichts, als Andacht, Lieb
Page 109 - Bleiben wir zusammen?« — »Ewig«, versetzte sie, indem sie ihre Lippen an die seinigen drückte und ihn so umschloß, daß sie nicht wieder von ihm konnte. Sie sagte ihm ein wunderbares geheimes Wort in den Mund, was sein ganzes Wesen durchklang. Er wollte es wiederholen, als sein Großvater rief und er aufwachte. Er hätte sein Leben darum geben mögen, das Wort noch zu wissen.
Page 334 - Getrost, das Leben schreitet Zum ewgen Leben hin; Von innrer Glut geweitet, Verklärt sich unser Sinn. Die Sternwelt wird zerfließen Zum goldnen Lebenswein, Wir werden sie genießen Und lichte Sterne sein. Die Lieb ist frei gegeben Und keine Trennung mehr. Es wogt das volle Leben Wie ein unendlich Meer. Nur eine Nacht der Wonne — Ein ewiges Gedicht — Und unser aller Sonne Ist Gottes Angesicht.
Page 463 - Sinnen; Ein tröstlich Zeichen in der Dunkelheit Der höhern Menschheit freudiges Beginnen. Was uns gesenkt in tiefe Traurigkeit, Zieht uns mit süßer Sehnsucht nun von hinnen. Im Tode ward das ewge Leben kund, Du bist der Tod und machst uns erst gesund.
Page 458 - Gang - ergründen der Kräfte Ebenmaß und die Regeln des Wunderspiels unzähliger Räume und ihrer Zeiten. Aber getreu der Nacht bleibt mein geheimes Herz, und der schaffenden Liebe, ihrer Tochter.
Page 182 - Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren Sind Schlüssel aller Kreaturen; Wenn die, so singen oder küssen, Mehr als die Tiefgelehrten wissen; Wenn sich die Welt ins freie Leben Und in die Welt wird zurückbegeben; Wenn dann sich wieder Licht und Schatten Zu echter Klarheit werden gatten Und man in Märchen und Gedichten Erkennt die wahren Weltgeschichten: Dann fliegt vor einem geheimen Wort Das ganze verkehrte Wesen fort.
Page 7 - Ein unwiderstehliches Verlangen ergriff ihn, sich zu baden, er entkleidete sich und stieg in das Becken. Es dünkte ihn, als umflösse ihn eine Wolke des Abendrots; eine himmlische Empfindung überströmte sein Inneres; mit inniger Wollust strebten unzählbare Gedanken in ihm, sich zu vermischen; neue, niegesehene Bilder entstanden, die auch ineinanderflössen und zu sichtbaren Wesen um ihn wurden...
Page 318 - Muß immer der Morgen wiederkommen? Endet nie des Irdischen Gewalt? Unselige Geschäftigkeit verzehrt den himmlischen Anflug der Nacht. Wird nie der Liebe geheimes Opfer ewig brennen? Zugemessen ward dem Lichte seine Zeit; aber zeitlos und raumlos ist der Nacht Herrschaft.

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