Schillers Leben, verfaßt aus Erinnerungen der Familie, seinen eigenen Briefen und den Nachrichten seines Freundes Körner

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Page 281 - ... was ich noch zu wünschen und zu hoffen habe, hat seine Epoche bei ihm durchlebt; er ist mir (an Jahren weniger, als an Lebenserfahrungen und Selbstentwickelung) so weit voraus, daß wir unterwegs nie mehr zusammenkommen werden; und sein ganzes Wesen ist schon von Anfang her anders angelegt, als das meinige, seine Welt ist nicht die meinige, unsere Vorstellungsarten scheinen wesentlich verschieden. Indessen schließt sich's aus einer solchen Zusammenkunft nicht sicher und gründlich. Die Zeit...
Page 196 - Und wenn ich das nun weiter verfolge, und mir denke, daß in der Welt vielleicht mehr solche Zirkel sind, die mich unbekannt lieben, und sich freuen, mich zu kennen, daß vielleicht in hundert und mehr Jahren - wenn auch mein Staub schon lange verweht ist, man mein Andenken segnet, und mir noch im Grabe Tränen und Bewunderung zollt — dann meine Teuerste freue ich mich meines Dichterberufes, und versöhne mich mit Gott und meinem oft harten Verhängnis.
Page 196 - Producte genoß, erkenntlich zu seyn — ein solches Geschenk ist mir größere Belohnung als der laute Zusammenruf der Welt, die einzige süße Entschädigung für tausend trübe Minuten — und wenn ich das nun weiter...
Page 202 - Tribunal werde ich mich stellen. Dieses nur fürchte ich und verehr' ich. Etwas Großes wandelt mich an bei der Vorstellung, keine andere Fessel zu tragen als den Ausspruch der Welt — an keinen andern Thron mehr zu appellieren als an die menschliche Seele.
Page 125 - Was werd' ich, was kann ich zu meiner Zerstreuung thun? Ich weiß nichts, als Ihnen zu schreiben, aber ich fürchte mich selbst in meinen Briefen. Entweder red' ich darin zu wenig, oder mehr als Sie hören sollten und ich verantworten kann.
Page 202 - Das Publikum ist mir jetzt alles, mein Studium, mein Souverain, mein Vertrauter. Ihm allein gehöre ich jetzt an. Vor diesem und keinem andern Tribunal werde ich mich stellen. Dieses nur fürchte ich und verehr
Page 337 - Reflexionen voll Gehalt zusammen zu drängen, immer aber mit Hinsicht auf gewisse allgemeine Principien, die er bei sich festgesetzt hat, und die ihm zu Grundsäulen seines Systems dienen. Er ist daher recht dazu gemacht, um studirt zu werden. Da seine Gegenstände die wichtigsten und die eines denkenden Menschen am würdigsten sind (denn was ist den Menschen wichtiger als die glücklichste Verfaßung der Gesellschaft, [in] der alle unsre Kräfte zum Treiben gebracht werden sollen), [deshalb ge]hört...
Page 353 - Wünschen übereinstimmt, so wenig bin bin ich von der Geschwindigkeit erbaut , womit es betrieben wird; aber der Abgang Eichhorns machte es in mehrerem Betracht nothwendig. Ich selbst habe keinen Schritt in der Sache gethan, habe mich aber übertölpeln lassen; und jetzt, da es zu spät ist, möchte ich gerne zurücktreten.
Page 106 - Außerdem will ich es mir in diesem Schauspiel zur Pflicht machen in Darstellung der Inquisition die prostituierte Menschheit zu rächen, und ihre Schandflecken fürchterlich an den Pranger zu stellen. Ich will — und sollte mein Karlos dadurch auch für das Theater verloren gehen — einer Menschenart, welche der Dolch der Tragödie bis jetzt nur gestreift hat, auf die Seele stoßen.
Page 329 - Staats sind groß. Was für eine prächtige Erscheinung ist das römische Reich in der Geschichte, auch bei seinem Untergang...

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